Der Kadett A von Opel war das zweite Modell der bis heute produzierten PKW-Baureihe Kadett/Astra. Das seinerzeit zur unteren Mittelklasse zählende Modell war einschließlich Motor eine völlige Neukonstruktion. Der Typ wurde ab 1962 im dafür neu errichteten Opel-Werk Bochum gefertigt, bis ihn im September 1965 der Kadett B ablöste.
ModellgeschichteMit diesem Modell ließ Opel den alten Namen Kadett wieder aufleben. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg war von Herbst 1936 bis Mitte 1940 ein Opel Kadett in Rüsselsheim produziert worden.
1957 erhielt Dr.-Ing. Karl Stief (von 1934 bis 1959 Opel-Chefkonstrukteur) von der US-Zentrale des Opel-Mutterkonzerns General Motors den Auftrag, einen „perfekten Anti-VW“ – gemeint war der VW Käfer – zu konstruieren. Stief trieb mit seinen Assistenten Hans Mersheimer (Karosserie) und Werner K. Strobel (Motor und Fahrwerk) die Entwicklungsarbeiten so heimlich voran, dass kaum etwas über die Entwicklungsgeschichte des Kadett A bekannt geworden ist. Erst beim Baubeginn des neuen Opel-Werkes Bochum 1960 erfuhr die Öffentlichkeit, dass Opel an einem neuen Kleinwagen arbeitete, der im Juni 1962 für 5075,– DM (L-Version: 5525,– DM) auf den Markt kam. Inflationsbereinigt in heutiger Währung entsprechen dies 10.800 bzw. 11.800 Euro.[1]
Der Kadett wurde eine wesentlich modernere Konstruktion als der marktbeherrschende VW Käfer. Vor allem seine Karosserie war die größte Stärke gegenüber dem Käfer. Sie bot den Insassen mehr Platz, bessere Sicht und einen viel größeren Kofferraum. Auch hatte der wassergekühlte Kadett im Gegensatz zu seinem luftgekühlten Konkurrenten eine tadellos funktionierende Heizung. Die Fahrleistungen lagen bei geringerem Kraftstoffverbrauch ebenfalls über denen des Käfers. Der Antrieb erfolgte vom konventionell vorn längs eingebauten Motor über ein Vierganggetriebe mit einer damals „Knüppelschaltung“ genannten Mittelschaltung auf die blattgefederte hintere Starrachse (Deichselachse). Die an doppelten Querlenkern einzeln aufgehängten Vorderräder waren mit einer Weitspalt-Halbfeder ebenfalls blattgefedert. Die hydraulische Bremsanlage mit Trommelbremsen vorne und hinten erzeugte für damalige Verhältnisse auch ohne Bremskraftverstärker ausreichende Bremsverzögerung bei geringen Pedalkräften.
Nur in der Lebensdauer war der VW Käfer überlegen, denn obwohl der Kadett-Motor als sehr zuverlässig galt (die Konstruktion wurde bis in die 1990er-Jahre verwendet), war schon Mitte der 1970er-Jahre der Kadett A im Gegensatz zu gleich alten VW-Käfern aus dem deutschen Straßenbild völlig verschwunden; die Karosserie war nicht gut gegen Rost geschützt.
Das ab September 1962 hergestellte sportliche Coupé zum Preis von 5775,00 DM trug dazu bei, Opel vom biederen „Hosenträger-Image" der 1950er-Jahre zu befreien. 53.468 Coupés verließen das Bochumer Werk.
Der ab März 1963 gebaute Caravan 1000 für 5445,– DM ist das heute in Deutschland seltenste Modell der Kadett-A-Reihe. Viele wurden exportiert, der Rest als „Arbeitstiere" im Alltag verschlissen. Mit dem luxuriös ausgestatteten Kadett A Caravan 1000 „Privat" verlor der Kombi seinen Ruf als schmuddeliges Handwerkerauto; er wurde zur praktischen Familienlimousine mit großem Laderaum.
MotorDer nur 96 kg schwere 1,0-Liter-OHV-Kurzhub-Motor des Kadett A war der erste völlig neu konstruierte Motor bei Opel, der sich grundlegend von den noch auf Vorkriegskonstruktionen basierenden anderen Modellen unterschied.
Die seitlich liegende Nockenwelle wurde statt mit Stirnrädern durch eine Einfachrollenkette mit hydraulischem Spanner angetrieben. Der leichte Ventiltrieb aus Blechkipphebeln und hohlen Stoßstangen erlaubte hohe Drehzahlen – über 6000 min−1 waren möglich.
Die Kolben aus einer Leichtmetall-Legierung waren mit Bimetall-Dehnstreifen (Autothermik) versehen, um eine gleichmäßige Wärmeausdehnung zu gewährleisten und wirkten auf eine geschmiedete und dreifach gelagerte Kurbelwelle. Der Leichtmetall-Ansaugkrümmer sorgte für eine gute Zylinderfüllung mit einem daraus resultierenden niedrigen Verbrauch.
Das Coupé hatte serienmäßig einen auf eine Leistung von 48 PS gesteigerten 1,0-„S"-Motor (der ab September 1963 auch für die anderen Karosserievarianten als Kadett „Super" verfügbar war). Die um zwanzig Prozent höhere Leistung wurde mit einem geänderten Ansaugkrümmer, einer anderen Kolben- und Nockenwellenausführung sowie der höheren Verdichtung erreicht. Aus diesem Grund benötigten diese Wagen Super- statt Normalbenzin.
Die Motorkonstruktion wurde von Opel mit einem bis auf 1,2 Liter vergrößerten Hubraum und mehreren Leistungssteigerungen bis Anfang der 1990er-Jahre in verschiedenen Modellen verwendet.
GetriebeDas Schaltgetriebe war „vollsynchronisiert“, d.h. inklusive des ersten Ganges. Durch Synchronringe mit Sperrklinken erfolgte die „Sperrsynchronisierung“: der Gang konnte erst eingelegt werden, wenn Zahnrad und Schaltmuffe gleiche Drehzahl hatten. Das so „voll- und sperrsynchronisierte“ Vierganggetriebe wurde über einen langen Mittelschalthebel („Knüppelschaltung“) betätigt. Diese Merkmale waren neu bei Opel, da die größeren „Rekord“- und „Kapitän“-Modelle jener Zeit serienmäßig ausnahmslos Dreiganggetriebe und Lenkradschaltung hatten.
Karosserie- und AusstattungsvariantenOpel Kadett Coupé (1962–1965)
Opel Kadett A Caravan (1963-1965)
Opel Kadett L (1964–1965)
Armaturenbrett des Kadett L (Transistorradio ist Zubehör)
ProduktionszahlenDer Kadett A lief während seiner relativ kurzen Produktionszeit von Juni 1962 bis August 1965 in insgesamt 649.512 Exemplaren vom Band. Darin enthalten sind die CKD-Bausätze, die ab 1963 in den GM-Werken in Südafrika, Dänemark, Belgien, Portugal, Uruguay, Peru und Venezuela montiert wurden.
USA-ExportAb Februar 1964 bis Herbst 1965 wurde der Kadett A auch in die USA exportiert, wo er über etwa 500 Buick-Händler verkauft wurde. Im Programm standen die zweitürige Limousine und der Caravan (1,0 Liter, 46 SAE-Brutto-PS/34 kW) und das hier Sports Coupe genannte Coupé (1,0 Liter, 54 SAE-Brutto-PS/40 kW).
Technische DatenTechnische Daten Opel Kadett A 1962–1965
Opel Kadett: 1000 1000 S
Motor: 4-Zylinder-Reihenmotor (Viertakt)
Hubraum: 993 cm³
Bohrung x Hub: 72 x 61 mm
Leistung bei 1/min: 29 kW (40 PS) bei 5000 35 kW (48 PS) bei 5400
Max. Drehmoment bei 1/min: 70,6 Nm (7,2 mkg) bei 2200 70,6 Nm (7,2 mkg) bei 2800
Verdichtung: 7,8 : 1 8,8 : 1
Gemischaufbereitung: ein Opel-Fallstromvergaser (Lizenz Carter)
mit Beschleunigungspumpe und Ansaugluftvorwärmung
Ventilsteuerung: OHV (hängende Ventile), Blechkipphebel,
seitliche Nockenwelle mit Antrieb über Einfach-Rollenkette
Kühlung: Wasserkühlung
Getriebe: Viergang-Schaltgetriebe, Mittelschalthebel („Knüppelschaltung“)
Lenkung: Zahnstangenlenkung
Radaufhängung vorn: Einzelradaufhängung mit Weitspalt-Halbfeder (doppelte,
ungleich lange Querlenker mit unten querliegender, dreilagiger Blattfeder)
Radaufhängung hinten: Starrachse (Zentralgelenkachse) an Längslenkern mit
semielliptischen Blattfedern (Limousine und Coupé zwei-, Caravan dreilagig)
Karosserie: Stahlblech, selbsttragend, Tankinhalt 33 Liter
Spurweite vorn/hinten: 1200/1205 mm
Radstand: 2325 mm
Länge: 3923 mm (L und Coupè: 3990 mm)
Leergewicht: 670–720 kg
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h 135 km/h
0-100 km/h: 28 s 19 s
Verbrauch in Liter/100 Km (Limousine): 7,5-10 (Normalbenzin 90 Oktan) 7,5-9,5 (Superbenzin 98 Oktan)