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Kadett A Caravan – Totgesagte leben länger
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Autor
Thema: Kadett A Caravan – Totgesagte leben länger (Gelesen 13204 mal)
0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.
Smiley68
Kadett A/B, Olympia A, GT
Beiträge: 429
Kadett A Caravan – Totgesagte leben länger
«
am:
04. März 2015, 21:12:09 »
Dieser Kadett A Caravan 1000 hatte es eigentlich hinter sich. Das Auto – oder besser das, was davon übrig war – stand schon abholbereit auf dem Gitterwagen Richtung Schrott-Abladestelle. Bei der „Flurbereinigung“ im alten Teil des Rüsselsheimer Opel-Werks war dem Aufräumkommando ein längst vergessenes Pkw-Gerippe in die Quere gekommen. „Nicht erhaltenswert“ lautete das betriebswirtschaftlich motivierte Quasi-Todesurteil angesichts des trostlosen Zustands.
Opel Kadett A Caravan Die Rettung kam in allerletzter Sekunde: Einem Mitarbeiter war beim Abgleich der Wrack-Daten mit der Opel Classic-Bestandliste aufgefallen, dass ausgerechnet hinter diesem Modell das Häkchen fehlte. Also: Kommando zurück und nochmal alles neu durch- und hochrechnen. Wie viel Substanz hat es eigentlich noch, das aus unerfindlichen Gründen entschlafene „Dornröschen“? Welche Aggregate sind zu welchem Preis auf dem freien Ersatzteilemarkt zu haben? Welche Komponenten müssen für diese Karosserievariante, die 1963 für rund 5.500 DM angeboten wurde, bis 1965 insgesamt über 126.000-mal in Bochum vom Band rollte und heute echten Seltenheitswert hat, mit welchem Aufwand nachgefertigt werden?
In die Kalkulation floss sogar mit ein, bei welchen Jubiläen, Messen oder Orientierungsfahrten wir unseren Rucksack-Oldie einsetzen könnten und wie hoch dementsprechend die Ersparnis für die Ausleihe von Fremdfahrzeugen ausfallen würde. Ergebnis: Aufwand und Nutzen stehen in keinem vernünftigen Verhältnis – die Aufbereitung lohnt sich nicht. Soviel zur Theorie.
Restaurierung Opel Kadett A Caravan Jetzt zur Praxis – Autos im Allgemeinen und Klassiker im Besonderen sind bei Opel immer auch eine Herzensangelegenheit. Dazu kam der Faktor Mitarbeiter: Das Opel Classic-Team kann auf Experten zählen, die mit Know-how, Leidenschaft und einer Prise Improvisationsgabe immer einen Weg aus vermeintlichen Sackgassen finden. Deshalb gaben wir den Überresten des Kadett A Caravan 1000 doch noch eine Chance.
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Smiley68
Kadett A/B, Olympia A, GT
Beiträge: 429
Re: Kadett A Caravan – Totgesagte leben länger (2)
«
Antwort #1 am:
04. März 2015, 21:15:24 »
Das Projekt Kadett A Caravan 1000 ist ein schönes Beispiel für die Herangehensweise, die Philosophie und das Selbstverständnis von Opel Classic. Um den Urvater aller Opel-Kompaktkombis war es eigentlich schon geschehen (wir berichteten). Als wir aber den Fall konkret vor Augen hatten, verschwendete niemand mehr einen Gedanken an die fällige Verschrottung. Vielmehr wurden sämtliche Rettungs-Möglichkeiten durchdacht; alle personellen, materiellen und finanziellen Ressourcen aktiviert. Am Ende hatten wir einen Plan und ein tragfähiges Konzept.
Fabian Nebe bei der Restaurierung des Opel Kadett A Caravan Ünsal Keser und Fabian Nebe – der Karosseriespengler aus der Opel Service-Werkstatt und der ehemalige Prototypenbauer im ITEZ – stehen stellvertretend für die vielen Erfolgsgaranten dieses Projekts. Die durchgerostete Bodengruppe und die maroden Seitenplanken waren auf dem freien Ersatzteilemarkt nicht zu vertretbaren Preisen erhältlich. Nachbauen schien ohne die natürlich längst entsorgten Pressformen und -Werkzeuge ein Ding der Unmöglichkeit. Neue Werkzeuge anfertigen? Viel zu teuer. Woher also nehmen, wenn nicht stehlen?
Ünsal Keser bei der Restaurierung des Opel Kadett A Caravan. Gut, einen Mann wie Ünsal Keser in seinen Reihen zu haben, der noch weiß, wie’s geht. Quasi aus der hohlen Hand, mit viel Gefühl, Geschick und handwerklicher Präzision zauberte der geborene Anatolier nach dem Vorbild der 63er-Maßskizzen Komponente um Komponente – alle für sich genommen und vor allem im Zusammenspiel mit den sorgfältig aufbereiteten Nachbarteilen eine Augenweide.
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Smiley68
Kadett A/B, Olympia A, GT
Beiträge: 429
Re: Kadett A Caravan – Totgesagte leben länger (3)
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Antwort #2 am:
04. März 2015, 21:18:15 »
Wir hatten uns also wider die buchhalterische Vernunft für die Komplettrestaurierung des Kadett A Caravan, Baujahr 1963, entschieden (wir berichteten). Jeder im Team brachte sich mit seinen Kenntnissen und Fähigkeiten ein. Das originalgetreue Erscheinungsbild von „Dornröschen“ entscheidend geprägt haben Ünsal Keser und Fabian Nebe.
Fabian Nebe bei der Restaurierung des Opel Kadett A Caravan Während der Kollege dem Ur-Kombi ans Blech ging, kümmerte sich Fabian Nebe um Wartung und Reparatur der Kadett-Mechanik. Extra viel Hingabe erforderte das Herzstück, der Einliter-Vierzylinder mit sagenhaften 48 PS. De facto eine Maschine, die 30 Jahre lang in einem Ruhrgebiet-Regal auf ihren Einsatz wartete. Der OHV-Kurzhuber war so jungfräulich, dass wir noch eine Motornummer vergeben und einschlagen mussten. Nach der Generalüberholung stand die „Hochzeit“ mit der Karosserie auf dem Programm – für jeden Autowerker ein besonderer, beinahe feierlicher Akt.
Fabian Nebe mit dem Opel Kadett A Caravan Das „Drumherum“, sprich, die Aufbereitung der Funktionskomponenten sowie die Endmontage war dagegen Routine. „Das Auto ist fast wie neu und so gut wie original“, sagt Nebe. „Naja“, ergänzt er nach kurzem Zögern, „eine derart großzügige und gründliche Hohlraumversiegelung war damals in der Serienfertigung natürlich noch nicht möglich.“ So müsste man wohl streng genommen von einem Original-Plus-Zustand sprechen.
Das Ergebnis der Komplettrestaurierung, die sich vor allem durch die rechercheintensive Teilebeschaffung über 20 Monate hinzog, kann sich jedenfalls sehen lassen – es lebe „Dornröschen“.
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Beiträge: 166
Re: Kadett A Caravan – Totgesagte leben länger
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Antwort #3 am:
04. März 2015, 23:23:11 »
Moin,
eigentlich bin ich ja kein Freund von Komplettrenovierungen, weil das Ergebnis in meinen Augen oft einer Fälschung historischer Fakten gleichkommt. Aber nun ja, als "PR-Klassiker", der über die verschiedenen Prominenten-Oldie-Rallyes tingelt, wäre ein echter Zeitzeuge viel zu kostbar.
Viele Grüße,
Thorsten
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Ca. 5 % der Oldtimer-Besitzer geht es um den Erhalt von Kulturgut. DANN BIN ICH EIN "FIVE-PERCENTER"! ;-)
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